

Die Bundestagsabgeordnete Petra Crone berichtete sowohl aus ihrem Wahlkreis, aber auch direkt aus Berlin von den aktuellen Entwicklungen. "Wir brauchen dringend einen Pakt der Integration", forderte sie. Sie erzählte aus Wenden, wo die Flüchtlinge aus Mangel an Alternativen in Turnhallen untergebracht sind. Das sorge für Unmut, sowohl bei Anwohnern, als auch bei den Flüchtlingen. Doch Integration beinhalte nicht nur eine menschenwürdige Unterbringung. "Wir müssen Geld in die Hand nehmen", forderte Petra Crone. Es mangele an Erziehern, Polizisten, Sozialarbeiten und sozialem Wohnraum. Auch die Kommunen seien unterfinanziert. Hier wolle der Bund nachbessern und zwar nicht nur zum Wohle der Flüchtlinge: "Jeder Euro, den wir in Integration stecken, wird sich auszahlen."
Derlei plakative Forderungen der Politik gingen dem Herscheider SPD-Fraktionsvorsitzenden nicht weit genug. "Woher sollen die Lehrer und Polizisten denn kommen?" Mit Geld allein sei es nicht getan _ aktuell fehle schlichtweg das Personal. Die Politik müsse daher überlegen, wie dieses personelle Problem gelöst werden könne, betonte Haas.
Dass entsprechendes Fachpersonal fehle sei aber auch eine Chance, ergänzte Petra Crone. Der Märkische Kreis schrumpfe, sei aber weiterhin wirtschaftlich stark: "Wir sollten die Flüchtlinge hier integrieren, ihnen zeigen, dass es hier schön ist und dass sie hier gut leben können." Sprache, Bildung, Arbeit und Sport seien die wichtigsten Schlüssel, um die neuen Mitbürger für die heimische Region zu begeistern.
Auf der anderen Seite müsse ihnen auch vermittelt werden, dass "wir ein anstrengendes Land sind." Die Werte Deutschlands müssen von den Flüchtlingen beachtet werden. Als negatives Beispiel nannte die Bundespolitikerin einen Besuch in einer Gemeinschaftsunterkunft, wo ehrenamtliche Helfer und beauftragte Firmen dafür sorgen, dass die Tische gedeckt und abgeräumt werden, Müll aufgehoben und auch der Spüldienst erledigt wird. Dies seien Aufgaben, die von den Flüchtlingen übernommen werden sollten, so Crone.
Die Herscheider SPD-Mitglieder brachten in der anschließenden Diskussion ihre Sorgen zum Ausdruck. Markus Hacke erwähnte die problematische Situation an der griechisch-mazedonischen Grenze, wo tausende Flüchtlinge in Dreck und Schlamm festsitzen. "Das ist für mich unerträglich."
Jürgen Adamsky forderte vor Ort ein härteres Durchgreifen der Justiz, bezogen auf den Brandanschlag in Altena. Das "Geschäft mit der Angst" führe zu derlei Aktionen, die zu milde bestraft werden. "Parteien wie die AfD und die NPD leben von den Flüchtlingen, sonst wären sie nicht so groß", bestätigte Petra Crone. In den sozialen Medien würden Verschwörungstheorien aufgebauscht. Beschimpfungen und Drohungen erreichen Politiker nahezu stündlich.
Vorfälle wie die in der Kölner Silvesternacht müssten strafrechtlich verfolgt werden, forderte Petra Crone. Auch unter den Flüchtlingen gebe es Straftäter. "Aber in Deutschland passieren viel mehr sexuelle Übergriffe hinter verschlossenen Türen", rückte sie die Verhältnisse gerade. In Deutschland seien trotz nachgewiesener Vorfälle in der katholischen Kirche nicht alle Pfarrer verteufelt worden und auch nicht alle Lehrer in Internaten. Die Politikerin warnte davor, alle Flüchtlinge als Straftäter abzustempeln.
Abschließend forderte sie, dass Europa nicht mehr nur als reine Wirtschaftsgemeinschaft wahrgenommen werde, sondern eben auch als Wertegemeinschaft. "Das muss wieder in den Vordergrund rücken", hofft auch Petra Crone auf eine europäische Lösung der Flüchtlingskrise. (ST v. 14.03.2016)