„Was uns fehlt, sind Kindergärtnerinnen. Die hat KiBiz uns geraubt", erklärte Sabine Neumann, Kindergartenleiterin in der Arche Noah, dem Bürgermeisterkandidaten Wolfgang Vöpel und Mitgliedern der SPD-Fraktion.

Die Politiker besuchten die Kindertagesstätte, um sich die Umbaumaßnahmen für die U-3-Kinder anzusehen, die laut Kindergartengesetz jetzt auch in den KiTas betreut werden.

„Sie sind schon da und wir brauchten 1000 Arme, gerade bei den Kleinen", so Neumann. Vier Erzieherinnen für 44 Kinder und eine Integrationskraft für von Behinderung bedrohte Kinder, da hat das Team von 7 bis 16 Uhr keine ruhige Minute.

Für die Unterbringung der Zweijährigen ist der Kindergarten drei Monate lang umgebaut worden, denn für sie sind besondere Auflagen einzuhalten, wie ein abgesenkter Sandkasteneinstieg, niedrige Toiletten und Bettchen.

„Wir waren Dreijährige gewohnt, aber Zweijährige nicht", meinte Neumann. Nichts Neues sei für die Erzieherinnen das Wickeln: „Das läuft wie geschmiert und die Kinder lieben es, auf der Wickelkommode zu liegen.” Kein Wunder, sie dürfen über eine kleine Treppe hochklettern „und wir sprechen mit ihnen. Aber es wird auch noch viel geweint, denn die Kinder kennen uns nicht".

Damit den Winzlingen das Eingewöhnen leichter fällt, erhält jedes U-3-Kind ein Patenkind. Diese Vorschulkinder gehen mit den Kleinen z. B. zum Hände waschen, helfen beim Tasche auspacken und zeigen auch, wie man aus einer Tasse trinkt – ein bisschen wie Geschwisterkinder.

Generell seien die Probleme mit den Kindern die gleichen wie vor 20 Jahren, meint Neumann. Aber das Aufgabenfeld verschiebe sich. Kinder müssten heute in den Familien früher Verantwortung für sich selbst übernehmen.

Für die Erzieherinnen habe das Kinder-Bildungsgesetz keine Vorteile gebracht. „Für mich ist das ein reines Finanzierungsgesetz", so Neumann. In einer kleinen KiTa wie der Arche Noah müssten die Erzieherinnen neben der Betreuung- und Erziehungsarbeit viele Arbeiten leisten, weil sie sonst niemand macht. Eine Putzfrau putzt zwar Böden und Sanitärräume. „Aber wer putzt die Fenster, macht die Wäsche, räumt fünf Spülmaschinen täglich aus?”
Quelle: WR v. 20.08.2009 Monika Wiegelmann