SPD besichtigt Kunstrasenplatz in Werdohl

"Wir wollen nicht von heute auf morgen in Herscheid einen Kunstrasenplatz bauen, aber wenn keiner etwas tut, dann liegen die Pläne bis zum Sankt Nimmerleinstag", sagte der Herscheider SPD-Bürgermeisterkandidat Wolfgang Vöpel am Sonntag.

Zusammen mit den Vorsitzenden der beiden Herscheider Sportvereine, Cetin Parmaksiz vom Türkischen Sportverein und Walter Kettling vom Turn- und Sportverein sowie zahlreichen weiteren Interessierten besichtigten sie den Sportplatz Altenmühle. Erst in diesem Jahr wurde der 376 000 Euro teure Platz angelegt. In Herscheid wären die Kosten voraussichtlich noch etwas höher, da man auch die Laufbahn mit Kunstbelag ausstatten müsse.

Den Sportlern in Altenmühle half bei der Finanzierung des Kunstrasens noch ein Zufall: Im Juni des letzten Jahres kam ein Lastwagen von der angrenzenden Bundesstraße ab und kippte auf den Sportplatz. Das transportierte Tiermehl verteilte sich auf dem Aschenplatz und verseuchte ihn teilweise. Die Versicherung zahlte 101 000 Euro Schadensersatz.

Dieser Unfall gab den endgültigen Ausschlag, die Pläne für den Umbau, die schon seit 2007 in der Schublade der Stadt lagen, endlich zu realisieren. Für die restlichen 276 000 Euro übernahm die Stadt Werdohl eine Bürgschaft. Nicht nur der Platz selber, sondern auch die Bepflanzung und das Pflaster am Rand wurden im Zuge der Bauarbeiten erneuert.

Der Sportverein TuS Versetal zahlt das investierte Geld der Stadt in monatlichen Raten zurück. Einnahmen erzielt er unter anderem durch das "Vermieten" einzelner Rasenparzellen. Für jeweils 30 Euro können Firmen, Vereine und Privatpersonen eines von 508 Stückchen des Rasens für drei Jahre "mieten".

Auf der Internetseite des TuS Versetal kann nachgesehen werden, wer welches Stück des Rasens so gespendet hat. Fünf weitere Vereine nutzen den Rasen und helfen ebenfalls bei den Kosten für die Instandhaltung und Pflege. In dreißig Jahren soll der Platz so abbezahlt sein. Das sich die Investition gelohnt hat, steht für den Verein fest: zehn bis elf Spieler seien pro Mannschaft wegen neuer Spielfreude hinzugekommen. Die in Herscheid mit Sorge beobachtete Abwanderung von Spielern könnte wahrscheinlich mit einem Kunstrasenplatz gestoppt werden.

"Rund acht bis neun Spieler wandern jedes Jahr zu anderen Vereinen ab. Es geht auch um den Durchschnitt und nicht nur um Spitzenspieler", gibt der TuS-Vorsitzende zu bedenken. Bei Veranstaltungen gäbe es geringeres Besucher-Interesse.

Wird eine Mannschaft zu zwei Spielen am selben Tag eingeladen, bevorzuge sie jenes, das auf Kunstrasen ausgetragen werde. Außerdem müsse auf die Jugend geachtet werden, da diese sonst auch abwandere. Der Vorsitzende des TuS Herscheid weiß, was das für den Verein bedeuten könnte: "Ohne Nachwuchs ist unser Verein bald tot."

Deshalb arbeitet er mit Nachdruck an dem Projekt. Als erstes soll ein Förderverein für den Kunstrasenplatz gegründet werden. Am kommenden Samstag möchte Kettling beim Elfmeter-Cup dafür werben. (vtw)

Quelle: Süderländer Tageblatt v. 10.08.2009